Dienstag, 10. März 2015

Zitate und geistiges Durcheinander

Hallo ihr Lieben,

da ich irgendwie mal wieder Lust drauf hatte, habe ich mir einen Gedichtband von Erich Kästner zur Hand genommen und lese immer mal wieder ein oder zwei, oder auch drei Gedichte daraus.
Irgendwie macht mich das ganze melancholisch.

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Man sollte wieder mal spazierengehn.
Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.
Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!
Die Menschen lächeln, bis sie sich versten.
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 Aus : Besagter Lenz ist da ( Sachliche Romanzen / dtv Verlag)

Mir gefällt diese farbenfrohe Beschreibung des Frühlings, um mich herum sprießen gerade die Krokusse und Schneeglöckchen bedecken große Flächen in den Nachbargärten und an den Straßen. Die Vorstellung, dass im Frühling die Welt neu erwacht, sich räkelt und streckt, die Sonne scheint und mich vor die Haustür lockt ist wunderbar. Doch gibt die letzte Zeile mir auch zu denken. Obwohl jetzt alles wunderbar frisch und neu ist, wird es schon bald wieder vergehen. Die Menschen sehen sich bald satt, meckern über zu viel Sonne oder Wärme, sehnen sich Regen herbei.... Noch lächeln sie, wenn sie sich auf der Straße begegnen, doch bald wird ihnen wieder bewusst, dass auf das Aufblühen im Frühjahr unausweichlich auch wieder das verwelken im Herbst gehört. 

Die Liebe, die jetzt noch frisch ist, das Kribbeln im Bauch, die Frühlingsgefühle sind vielleicht schon im Herbst wieder verschwunden und der triste Alltag tritt in unser Leben. Das Unbekannte reizt uns, ist spannend und interessant, doch was ist, wenn die rosarote Brille verblasst?!



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Menschen werden niemals Schmetterling.
Nektar ist, im besten Fall, ein Wort.
Jung und froh sein, sind verschiedene Dinge.
Und die Freude stirbt auf dem Transport.
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Aus: Goldene Jugendzeit (Sachliche Romanzen dtv Verlag)

In der Jugend jagen wir unseren Träumen hinterher, klappern Discos, Kneipen, Partys ab und machen die Nacht zum Tag. Wir arbeiten uns die Finger wund, um uns ein wenig Glück leisten zu können, doch was ist Glück?! Kann man Glück kaufen, ein kleines Bisschen zumindest? Oder fällt es uns vor die Füße? 

Was macht Freude aus? Froh sein ist gerade als Jugendlicher schwer. Immer muss noch mehr her, man möchte nicht hinter Klassenkameraden hinterherhinken, den Anschluss verlieren. Mit dem Alter wird man ruhiger. In meinem Heimatort fällt mir immer wieder auf, wie lange Senioren auf den sogenannten "Renternbänken" am Markplatz sitzen und dem Treiben zusehen. Niemand hetzt sie, sie sind froh, einfach zusehen zu dürfen und mit dem einen oder anderen ins Gespräch zu kommen, der Zeit findet, sein Streben nach Glück für einen Moment zu unterbrechen, um sich mit ihnen zu unterhalten.
Ich wünschte, ich hätte mehr dieser Momente, in denen man Kleinigkeiten genießen kann. Wenn wir Menschen schon niemals wie der Schmetterling aus unserem Kokon kriechen, die Flügel ausbreiten und in die Freiheit fliegen, dann möchte ich wenigstens den Schmetterling sehen und mich an ihm erfreuen.
Kann der Mensch erst dann wirklich froh sein, wenn er sein Arbeitsleben hinter sich lässt, loslässt und sich die Zeit nimmt, auf einer Bank zu sitzen oder spazieren zu gehen? Wir bewahren uns für später auf, was Freude macht. "Das mache ich später, ich habe noch so viel Zeit". "Das kann ich noch  machen, wenn ich alt bin". Wir packen unsere Wünsche in Kisten, doch bei jedem Umzug zum nächsten Lebensabschnitt geht etwas verloren. Unsere Träume bleiben auf der Strecke oder wir verlieren das Interesse, wachsen aus unseren Träumen heraus. Wir sind so versessen, hinter unseren Träumen herzujagen, dass wir vergessen, sie uns zu erfüllen und sehnen uns nach der Zeit, als wir sie noch hätten leben können. Doch sie bleiben meist verschlossen im Kokon und treten niemals ans Tageslicht.


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