Montag, 7. Juli 2014

Radiergummitage - Zitat

"Optisch war Maja irgendwo am Ende ihrer Zwanziger angelangt. Da war der Eitelkeit doch egal, was das Ausweisdokument sagte. Aber wo stand sie mit ihrem Kopf? War der auch erst Ende 20 oder doch schon in den 30ern? Und: War sie mit 35, wie man mit 35 zu sein hatte? Es fühlte sich nicht so an. Maja fühlte sich nicht so an. Weder wie Mitte 30 noch in sonst einer Mitte ihrer selbst. Wann zogen die Instanzen gleich? Außen und innen, das gefühlte Alter, die äußerliche Erscheinung, die tatsächlich gelebten Jahre und die Erwartung daran."
Radiergummitage - Miriam Pielhau

Seite 36f


"Man ist so alt, wie man sich fühlt", sagt der Volksmund. Da stellte sich die Frage, wie alt wir wirklich sind. Chers Durchschnittsalter dürfte nach all den Operationen bei etwa 40 Jahren liegen. So mancher Mann scheint dagegen gedanklich in seiner Kindheit zurückzubleiben. Steckt in jedem von uns nicht ein Peter Pan? Der Wunsch, die erwachsen zu werden, sich das kindliche, jugendliche Gedankengut, das Aussehen und die Gesundheit zu bewahren ist Bestandteil eines jeden menschlichen Lebens. Wer sich das nicht eingesteht, belügt nicht nur die anderen, sondern ach sich selbst.
Die Frage, was wir mit unserem voranschreitenden Leben anstellen, muss sich jeder selbst stellen. Stillstand in diesem Fall bedeutet Tod, nicht nur im übertragenden Sinne.
In den letzten Wochen und Monaten war ich gezwungen, mir Gedanken zum Thema Alter zu machen. Dieses Jahr findet unser 10jähriges Abitreffen statt, zudem "durfte" ich letztens nullen. Das eigentliche Problem war für mich nicht die Zahl 30, sondern dass jeder um mich herum daraus ein Problem machte. Freunde, Kollegen, Familie ziehen einen damit auf, verschiedenste Drohungen (Klinken putzen oder Rathaustreppen kehren) werden laut. Ist es soweit, ändert sich mal wieder NICHTS, alles bleibt wie immer.
Am nächsten Morgen wacht man eben nicht auf und muss feststellen, dass man über Nacht ergraut ist oder tiefe Schützengräben das Gesicht durchzuziehen. Der Prozess des Alterns geht schleichend vonstatten. Eine Frage jedoch bleibt im Raum stehen: Was habe ich bisher erreicht und wie geht es in der Zukunft weiter? Denn erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen